Ort des folgenden Geschehens ist die Hauptstadt dieser Republik. Dort treffen in ei- nem Mikrokosmos die folgenden Personen zusammen: Slayer trifft an diesem Ort in der teuersten und feinsten Straße dieser Stadt auf zwei polnische Schwarzarbeiter, LKJ in Dub, einen total zugekoksten Teppichverkäufer, das Runaway Child Gaby und den großen Dealer mit großem Daimler. In einem der neun Räume des Anwe- sens sitzen wir beisammen, und das gemeinsame ist unser Blunt und das Bewußtsein des eigenen Scheiterns vor Augen. Die Subkultur lebt! Die beiden Polen, angestellt, die Wohnung zu renovieren, sitzen derweil nebenan und schütten ein Bier nach dem anderen weg. Unsere Gesprächsthemen wechseln ständig zwischen Teppichquadratmeterpreisen, Wohnungsnot im allgemeinen, der mystischen Wirkung psychedelischer Musik und dem Kampf ums Überleben in dieser Gesellschaft. Mein bekifftes Hirn macht Sprünge. Dies ist nicht der Film, von dem ich geträumt habe - die Realität ist verrückter als meine Phantasie. Die Einrichtung meines Zimmers besteht aus drei Betten, vier Matratzen, einem Sofa und einem Schrank sowie meiner Anlage. Während ich eine weitere Blub robbe, dringen die Klänge von Garvey´s Ghost an mein Hirn. Heute werde ich von Nardo Ranks erwartet und everybody feelin´ IRE! Zwischendurch ein wenig Schule, dort heute die Begegnung mit Sir Twist. Ägypten war doch zu hart für diesen Monk, aber was soll´s, Tut Ench Amun lebt an meiner linken Hand weiter. Gerade habe ich erfahren, daß Gaby ihre sexuellen Phantasien unter Kokaineinfluß hemmungslos auslebt... Der Teppichverkäufer kommt zurück und hat wohl ein Näschen zuviel genommen, oder bin ich über sein Gelaber so ge- nervt, weil ich selber völlig platt bin. Who gives a fuck? Mein Mund erzählt ir- gendwelche Geschichten, die ich selber noch nicht kenne - zumindest einer, der in- teressante Dinge erzählt. Aufgrund dessen werde ich wohl auch in Gabys Gemächer gebeten und brauch erst mal noch `nen Joint, um dann doch gen Heimat zu mar- schieren. Die Polen fangen an zu singen, die Koksnase ist weg, das mit dem Hack geht auch klar, gute Nacht Berlin! 08.04.94 Stephan Börek