Die Reisen des Admiral Cannabis Folge 6: Weihnacht im Sauerland Die Tannenwipfel waren in flauschige Schneebüschel gehüllt, und der Wind schlich pfeifend durch unser Tal, den eiskalten Hauch des Todes im Schlepptau. Beate stellte die Küchenuhr auf zwei Stunden. Dann zog sie die Schürze aus und zündete sich eine Lord Extra an. Schmunzelnd blickte ich von meinem Roman zu ihr hinüber. "Na, Liebling, hast du es endlich geschafft?" Ein boshaftes Funkeln keimte einen Moment lang in ihren wundervollen Mandelaugen. "Aber ja doch", sagte sie ruhig, und mit einem Beigeschmack der Bitterkeit fügte sie hinzu: "Ohne deine großartige Hilfe wäre ich wohl aufgeschmissen." Zufrieden lehnte ich mich zurück in den Ohrensessel meines Großvaters. Ein glühender Samen sprang an die Sohle meiner Filzpantoffel. In der Hitze des Kaminfeuers war ein mächtiger Tannzapfen geplatzt. Ich griff nach meiner Tobakdose und stopfte mir ein vortreffliches Pfeifchen. Es war bereits dunkel, als ich in die Garage ging. Ich griff mir die Schneeschaufel und schaltete die Außenbeleuchtung an. Summend schlenderte ich die kleine Anhöhe hinunter, den schemenhaft schneeverwehten Begrenzungsketten des Anfahrtsweges folgend, vorbei an den Gewächshäusern, den künstlichen Wasserfällen, die zu furiosen Eisvulven erstarrt waren, und dem Gästebungalow, hinüber zum Haupttor. Ich trat auf die Straße und wäre um ein Haar vom Bofrost-Mann überfahren worden, hätten mich nicht drei als Heilige Könige verkleidete Dorfbengel am Zobel gerissen. Ich fiel vornüber um, und mein Kopf knallte frontal auf die Bordsteinkante, so daß ich drei Schneidezähne und einen Teil meiner Zunge verlor. Höflich bedankte ich mich bei den Rotzbengeln und wünschte ihnen und ihren netten Familien alles Gute zum Frohen Fest und fürs neue Jahr. Der erlittene Schaden schmerzte mich sehr, und ich entschloß mich dazu, den Beginn der Räumarbeit noch ein klein wenig hinauszuzögern. Ich ging zurück aufs Grundstück und lief durch die Nadelhölzer dorthin, wo der Schnee am tiefsten war. Ich steckte mit Zweigen ein Areal von 10 m³ ab. Über ein Aluminiumgestell kletterte ich genau über das Zentrum und goß eine Flasche voll einer magischen Flüssigkeit hinein. Sofort begann es zu zischen und sprudeln, zu dampfen und rumoren, und allmählich verhärtete sich der Schüttkrater zu einer gigantischen Röhre aus Eis, Eisen und Eisbein. Ich packte mein Alugestell wieder zusammen und schloß eine Motorpumpe an den Trichter an. Dann holte ich die Jutesäcke mit "King Bong´s Supreme Winter Blend" aus der Hütte und stopfte den Inhalt in die Tröte, nicht zu fest, aber auch nicht zu locker, schließlich waren es -40ºC, und ich war allein, gegen den Wind gelehnt, und mit einer Motorpumpe am Mund. Die von mir geschaffene Eislupe war zu schwach, um das kalte Stroboskoplicht der Außenbeleuchtung zu einem heißen Punkt für meine Tröte zu bündeln, so holte ich das Schweißgerät. Die ersten Züge waren brennend heiß, doch schnell biß auch der Blizzard in meine Alveolen. Nach einer halben Stunde lief der Motor der Pumpe heiß. Ich hatte eigentlich schon genug, aber die Pumpe produzierte immer gewaltigere Rauchwolken, und ich wollte King Bongs Nachmittagstee ja nicht vergeuden. Irgendwann spürte ich plötzlich einen gewaltigen Tritt in den Arsch, und ich plackte schon wieder, diesmal nicht auf die Bordsteinkante, sondern geradewegs in die Kaninchenfalle, die mir mit mechanisch zwanghafter Konsequenz den Kiefer vollends zerfetzte. Hinter mir stand Beate. Ein guter Bekannter hat einmal gesagt, das wahre Maß der Liebe zweier Menschen zeige sich stets in Krisensituationen. Meine gute, liebe Beate. Da stand sie, um mir in meinem Unglück beizustehen. "Pauses kommen in einer Viertelstunde, und nicht einmal die Einfahrt ist geräumt. Was ist eigentlich los mit dir?" "Ick liebe dir, Beate. Heute und für imma." Verständnislos blickte sie mich an. Dann prusteten wir los, und das Blut tropfte mir das Kinn hinunter. Ich zog sie an ihrem Faltenrock hinunter, und wir tobten im Schnee, bis er rot und wir blau waren. ....Seltsam? Aber so ist es geschehen... (c)1996 Wildpop.de